
Warum nicht alle 20 Jahre seiner Anfänge gedenken, zurück- und vorausblicken? Die Antwort auf diese Frage: „Geburtstagsfeier“ am 11. Oktober bei vollem Haus in der Ulrichskirche.
Vorsitzender Achim Weber und Hans-Dieter Reeker gaben im Wechsel einen Rückblick.
Sie fragten: Haben wir Anlass zum Feiern? Und: Wären unsere Väter mit uns einig? Die beiden informierten und amüsierten die Besucher/innen mit Details zu Ereignissen, politischen Entwicklungen und Personen, die die Geschichte des Ortsvereins geprägt haben. Unter vier Gesichtspunkten gab es einen Schnelldurchgang durch die Ortsvereinsgeschichte.
Die Mitglieder: In den ersten Jahrzehnten vertrat die SPD als Klassenpartei vor allem die sozialen Anliegen der Arbeiterschaft, so auch der Arbeiterverein Altbach. Das Godesberger Programm öffnete zwar den Weg zur Volkspartei, doch wie sich an den Berufen der Gemeinderatsfraktion zeigt, kam diese Wende erst Anfang der 1970er Jahre in Altbach an. Heute zeigt die sechsköpfige Fraktion ein breites Berufsspektrum; ein Arbeiter im herkömmlichen Sinn ist nicht dabei.
Wahlkämpfe dienen der Außendarstellung der Parteien, Plakate gab es zunächst sicher nicht, wohl aber dramatische Wahlaufrufe. 1933 konnten die Bewerber der SPD zwar gegen alle nach rechts orientierten Gruppen gewinnen, wurden aber kurz darauf aus dem Rathaus geworfen; Gemeinderäte wurden nun ernannt! Lokal konnte man 1956 noch mit eng bedruckten DIN-A-4 Blättern punkten. Erst ab 1968 kamen Plakate auf, zuerst bei der SPD bald bei allen Bewerbern selbstverständlich. Die SPD fand dazu jeweils ein Motto, 1971 vollmundig: „Die besseren Ideen – die größere Tatkraft“, zuletzt „engagiert – persönlich – sozial“.
Die Kommunalpolitik der „Väter“ musste zunächst mit Gegnern fertigwerden, etwa dem Zeller Pfarrer (Altbach war eine Kirchenfiliale von Zell) und einem gegen die Sozialdemokratie gerichteten Verein. Ein Erfolg war der Antrag für den Bau einer Gemeindehalle, die mit der Stimme des Bürgermeisters eine Mehrheit bekam. Nach 1945 waren die Genossen als Unbelastete gefragt, im „Arbeitsausschuss“ die ärgste Not zu lindern, Wohnraum und Lebensmittel zu beschaffen. Dem Hallenbau könnte man den Neubau des Rathauses gegenüberstellen, in finanziell schwieriger Lage mit der Mehrheit von CDU und SPD und Bürgermeister beschlossen, Voraussetzung auch für das Haus der Gesundheit. In den Jahren davor rang man um die Maßnahmen der Gemeindereform, um ein Zusammengehen mit Zell und/oder Deizisau; heraus kam dann der Verwaltungsverband mit Plochingen und Deizisau. Gemeinsam mit anderen Gemeinden kämpfte Altbach gegen eine Müllverbrennung in der Nachbarschaft, schließlich mit Erfolg!
Der Ortsverein – was macht ihn aus? Die Versammlungen sind ein Forum der Information, Diskussion, auch Kritik, zumal an denen „da oben“. Er organisiert öffentliche Veranstaltungen, z. B. zu Themen wie Photovoltaik, frühe Bildung, Klimawandel. Nicht zu vergessen zahlreiche Initiativen, etwa die Waren- und Büchertauschtage, Initiativen u. a. zu den Kinderferienwochen oder zum „Einkaufsbus“ und vielem mehr. Das geht nicht ohne hilfsbereite Mitglieder, die ohne Murren auch das im 40er-Pack schwere ALRBACH AKTUELL Nr. 13 ausgetragen haben und sich im Dezember mit dem Jahreskalender voller Abfuhrtermine auf den Weg machen werden. Danke!!
Fazit: Wir dürfen feiern und begründet hoffen, dass die Gründer von 1903 mit uns einig wären. Denn unsere Basis bilden nach wie vor: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität. Die Zeiten jedoch ändern sich, die politischen Bedingungen und Möglichkeiten mit ihnen. Nur, wer sich ändert, bleibt sich treu.
Über Festrede und begeisternde Musikeinlagen berichten wir im nächsten Heft. Der Abend schloss mit zwei Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft, Schriftführerin Dr. Sylvia Neuschl-Marzahn ist seit 50 Jahren Mitglied und sozusagen die Haus-Historikerin der Altbacher SPD, bewährt als Quellenforscherin bei allen Geburtstagen und auch jetzt entscheidende Kraft bei der Erstellung von ALTBACH AKTUELL Nr. 13.
Alt-Gemeinderat Klaus Marzahn, Vorsitzender (1968 – 1972) und 31 Jahre Gemeinderat sowie Fraktionsvorsitzender (1968 – 1999) konnte sogar für 60 Jahre in der SPD geehrt werden. Als gebürtiger Berliner brachte er frischen Wind in den Ortsverein, als Kartographie-Ingenieur viel Fachwissen in den Gemeinderat. Das, verbunden mit Tatkraft und Redetalent, brachte ihm nicht nur die Silberne Bürgermedaille, sondern, wegen zahlreicher weiterer Aktivitäten, 2001 das Bundesverdienstkreuz ein. Auch nach dem Umzug nach Esslingen sind beide Jubilare zu unserer großen Freude der SPD Altbach treu geblieben.