Kinderarmut in einem reichen Landkreis
Veranstaltung der SPD-Ortsvereine Altbach und Plochingen am 6.10.22 in der Ulrichskirche in Altbach.
Referent war Klaus Hummel, pensionierter Rektor einer Gemeinschaftsschule in Esslingen, der sich inzwischen ehrenamtlich in der Kinderarbeit engagiert. Er hat in seinem Vortrag und der Präsentation umfangreiche Informationen zum Thema arm und reich in Deutschland aufbereitet. Am Beispiel Esslingen in welchen Stadtteilen wieviele Kinder prozentual unterhalb der Armutsgrenze leben und wieviele Kinder prozentual in den jeweiligen Stadtteilen auf das Gymnasium gehen. Hier besteht offensichtlich ein ursächlicher Zusammenhang. Eindrucksvoll war ein Video über ein Projekt an einer Berliner Schule, in dem eine Schülergruppe an einer Startlinie aufgestellt wurde mit der Aufgabe möglichst schnell das Ziel „gute Zukunft“ zu erreichen. Dann rief eine Moderatorin anhand familiärer Konstellation dazu auf, die Startposition zu verändern: „wer in einer Familie mit beiden Eltern lebt, zwei Schritte vor“, oder „wer jetzt schon weiß, daß er eine Immobilie erben wird, zwei Schritte vor“, so wurde aus der Startlinie ein großes Startfeld mit unterschiedlichen Positionen und klar, wer aus der besseren Position startet erreicht das Ziel leichter.
19,1% der Kinder in Baden-Württemberg sind armutsgefährdet, im Landkreis Esslingen gibt es 1600 Kinder unter 15 Jahren, die Sozialhilfeempfänger sind. Klaus Hummel bot noch viele Beispiele aus seiner pädagogischen Praxis. Und nach seiner eindrucksvollen Präsentation diskutierten die Teilnehmer lebhaft praktische Probleme. Andrea Barth wies darauf hin, daß das Kindeswohl zwar nicht im Grundgesetz verankert sei, aber in der gerichtlichen Praxis und bei den Jugendämtern sei das Kindeswohl inzwischen handlungs-und entscheidungsleitend.
Fazit der lebhaften Diskussion: es gibt in unserem Kreis viele Hilfen und Möglichkeiten der Unterstützung, aber sie müssen formal abgerufen oder beantragt werden und das ist für die Betroffenen, seien es Deutsche oder Menschen mit Migrationshintergrund eine hohe Hürde, die selten genommen wird. Neben der finanziellen Unterstützung, die unsere Gesellschaft bietet, ist es wichtig den Kindern betroffener Familien soziale Teilhabe auch über Vereine anzubieten. Die Vereine können hier Wichtiges leisten und viele davon bieten an, daß Kinder aus armen Familien mitmachen dürfen ohne Beiträge zu zahlen. Für Menschen, die helfen wollen, aber nicht wissen wie, gibt es die Möglichkeit Chancen zu schenken über die Kinderstiftung der Caritas, die sich auf diesem Feld engagiert und vielfältige Projekte durchführt.